Wodka, was soll das? „Die wahrscheinlich langweiligste Spirituose der Welt.“, oder so ähnlich. Das kann so sein, muss aber nicht. Ja, auch ich kenne die Kopfschmerzen nach einer 5€-Fuselflasche, oder das Brennen der Feuerwasser im Mund. Dass das auch anders geht, zeigen einige ausgewählte Vertreter der Branche.
Hier habe ich eine Flasche Three Sixty Vodka vor mir. Aus deutschem Weizen gebrannt, und mit dem Minimum der erlaubten Alkoholstärke von 37,5% Alkohol abgefüllt. Three Sixty ist ein Newcomer der Szene. Eigentlich schon 2004 gegründet, wurden sie erst 2013, bzw. 2014 richtig bekannt. Heute sind sie die dritt größte Wodka-Marke nach Absolut und Smirnoff.
Wodka ist per Definition geruch- und geschmacklos, daher wird er mehrfach gebrannt und danach stark filtriert. Der Three Sixty grenzt sich durch eine ganz besondere Art der Filtrierung ab: Sie werben damit, dass der Wodka durch eine meterhohe Schicht aus Diamantstaub gefiltert wird, das Flaschendesign soll daran erinnern. Dekadenz lässt grüßen, denn die Wirkung wurde bisher noch nicht bewiesen.
Verkostung des Three Sixty Vodka
Der Wodka liegt farblos und unscheinbar im Glas, so wie er sein soll. Ich probiere ihn bei Zimmertemperatur und ohne Eis.
Der Geruch gefällt mir gut. Natürlich kommt dabei ein guter Schuss reines Ethanol rüber, aber es werden auch Assoziationen von Vanille und Karamell geweckt. Der Wodka wirkt so auf mich ein bisschen wie ein Pudding oder Dessert. Nicht unangenehm, ganz im Gegenteil!
Der Three Sixty legt sich relativ weich auf die Zunge. Ein garstiges Kratzen, wie man es leider bei den günstigeren Kontrahenten kennen gelernt hat, fehlt hier gänzlich. Trotzdem merkt man den Alkohol durch ein Prickeln auf der Zunge, seidenweiches Trinkwasser ist er nicht! Dazu schmeckt der Wodka süßlich und ich werde an gekaute Getreidekörner erinnert. Diese schmecken ja auch irgendwann süß, wenn der Speichel die Stärke zersetzt hat. Der Three Sixty wirkt nur ein Hauch medizinisch, bei weitem nicht so schlimm wie sein polnischer Kollege, der Belvedere Wodka.
Der Abgang gestaltet sich weich, es gibt weder einen penetranten Alkoholgeschmack, noch ein Kratzen. Süße und und die Getreidenote verbleiben am Gaumen.
Das ist der Wodka, den ich gerne pur, unverdünnt und nicht gekühlt zu mir nehme. Insgesamt ein leichter Drink, der nicht so komplex oder fordernd wie zum Beispiel ein Scotch wäre, aber durch die 37,5% Alkohol doch mit einer gewissen Power rüberkommt. (Es soll ja nicht langweilig werden) Die mir angenehm dezente Süße lässt ihn für mich super als Digestif wirken. Nicht der beste Wodka, aber im Preis-Leistungs-Verhältnis ein Hit. Für die Leute empfohlen, die nicht immer etwas schweres und gehaltvolles im Glas haben möchten. Preislich liegt er bei 12€, manchmal ist er auch im Angebot für 10€ zu haben. Für den Preis finde ich ihn gut.