Supermarkt-Spirituosen im Test

Im Test: Highland Park 12 Jahre (40% Alk.)

Highland Park 12 Jahre

Heute haben wir eine Ikone der Whiskywelt auf dem Tisch, den Highland Park 12 Jahre. Wenn ihr euch für Whiskys interessiert, solltet ihr ihn mal probieren. Wenn ihr schon länger Whisky trinkt, hatten ihr ihn wahrscheinlich schon längst mal im Glas. Highland Park ist einer der berühmteren Brennereien in Schottland. Auf den Orkney-Inseln gelegen ist sie die nördlichste Destille in Schottland überhaupt. Für mich heißt das hauptsächlich, dass es da kalt ist, für Highland Park bedeutet das Wikinger! Ich konnte oben noch eine Flasche mit dem älteren Design fotografieren, auf den Neuen steht immer irgendwas mit Wikingern drauf („with Viking Soul“). Die Leute von Whiskyexperts haben schöne Fotos von den neuen Flaschen veröffentlicht, welche auch bald in den Handel kommen werden.

Die jetzige Flaschenform gefällt mir auch schon sehr gut. Ein ovaler Grundriss, der so ein bisschen an den Bulleit erinnert und sehr gut den schönen Whisky präsentiert und ein wertiger und stabiler Korken, der die Flasche gut verschließt. Macht optisch was her. Bezahlen muss man um die 35€ für die 0,7-Liter Flasche, was ein angemessener Preis für einen 12-jährigen Scotch ist, der auch als Einstieg in die Welt der Highland Parks gedacht ist. Wenn ihr den Whisky nur mal probieren und euch nicht gleich eine große Flasche zulegen wollt: Es gibt ihn auch eine Nummer kleiner, und zwar als eine Miniatur mit nur 5cl Inhalt. Haltet mal danach Ausschau! Leider wird er nur mit 40% Alkohol abgefüllt, erst den höherwertigen Versionen werden ein paar Prozente mehr spendiert.

Verkostung des Highland Park 12 Jahre

Der Whisky liegt in einem schönem Goldton im Glas. Man muss betonen, dass die Farbe echt ist und er nicht gefärbt wurde. In seinen recht jungen 12 Jahren hat er doch einiges an Farbe aus dem Fass mitgenommen. Wenn man ihn schwenkt, bildet er schöne Schlieren, die als kleine Beinchen zurück ins Glas laufen.

Geruch

Mir steigt ein angenehmer, aber leichter Rauch entgegen. Das Malz des Highland Park 12 Jahre wurde über Torffeuer gedarrt, ist aber bei weitem nicht so stark rauchig wie zum Beispiel das Malz bei Laphroaig, daher ist der so entstandene Whisky eher gemäßigt. Ich rieche dabei nicht nur den Rauch, auch das Malz kann man direkt wahrnehmen. Neben dem Rauch vernehme ich eine Süße, welche mich an Toffee und Karamell erinnert. (Wer das mag, der sollte sich mal den Highland Park mit 18 Jahren anschauen, da ist die Toffeenote wesentlich ausgeprägter.) Dieser Whisky ist leicht kräutig, außerdem vermerke ich eine Fehlnote von etwas Klebstoff oder Lack. Hinter dem Rauch melden sich die Sherryfässer. Es kommen langsam dunkle Früchte und Beeren zum Vorschein, außerdem ein paar Nüsse. Der Rauch ist würzig und bringt ein bisschen Pepp in die ganze Sache.

Der Geruch ist sehr dicht und auch recht gerade, er wird vor allem von diesem Rauch und der Süße dominiert, der ganze Rest ist eher unterschwellig und in Anklängen zu vermerken. Ich möchte nicht sagen, dass ihm Komplexität fehlt, aber er ist nach recht jungen 12 Jahren auch noch nicht sehr tiefschichtig. Das macht den Whisky nicht schlecht, in keinster Weise, aber hebt ihn auch nicht in den Whisky-Olymp. Wobei man dazu sagen muss, für einen 12-jährigen bekommt man hier schon ziemlich viel geboten. Der Alkohol ist wunderbar eingebunden, denn man merkt ihn in keinster Weise. Der Geruch ist angenehm. Mal schauen, was der Highland Park im Mund so zu bieten hat.

Geschmack

Im Antrunk meldet sich sofort der Alkohol und prickelt auf der Zunge. Dabei ist er aber nicht alkoholisch, sondern betont die Würze des Whiskys. Man kann dazu auch Pfefferschärfe sagen. Abgesehen davon liegt der Highland Park 12 Jahre sehr leicht auf der Zunge. Im Mund kommt er mir schon wässrig vor. Ist das der fehlende Alkohol von „nur“ 40%, oder hat er zu viel Luft in der fast leeren Flasche bekommen? Die meisten Whiskys verderben, wenn man sie über längere Zeit an der Luft lässt. Daher gieße ich mir noch ein Sample aus einer geschlossenen Flasche ein und voilà, die Wässrigkeit kommt wirklich vom fehlenden Alkoholgehalt. Ein bisschen mehr Prozente würden dem Whisky gut tun.

Im Geschmack dominieren die torfigen Rauchnoten. Auch hier wieder Toffee, welches langsam in Malz übergeht. Je länger ich den Whisky im Mund behalte, desto süßer erscheint er mir. Achtung, er kann Spuren von Nüssen enthalten. Durch den Rauch wirkt er auch hier leicht kräutig. Ist das jenes berühmte Heidekraut, mit dem die meisten Leute die Whiskys von Highland Park beschreiben? Ich hatte mal frisches Heidekraut bei mir zu Hause im Topf und das hat nach nichts gerochen. (Es steht auf meiner Todo-Liste, mir daraus einen Tee zu kochen.) Der Alkohol ist mit den 40% super eingebunden. Im Geschmack ist der Highland Park 12 Jahre trotz allem nicht übermäßig süß. Früchte wie in der Nase finde ich auch nicht. Wenn das Sherryfass welche abgegeben hat, dann wurden sie vom Rauch überdeckt. Das alles sorgt zwar für eine Spur von fehlender Komplexität, aber gleichzeitig auch für eine gute Drinkability. Entgegen einiger Stimmen im Internet behaupte ich sogar, dass der Highland Park ein idealer Whisky für den Einsteiger ist.

Abgang

Der Abgang ist, abgesehen vom Rauch natürlich, eher kurz. Das finde ich fast schon enttäuschend. Das Toffee wird jetzt endgültig zu Malz, welches zusammen mit dem Rauch am Gaumen verbleibt. Nach dem Schlucken verbleiben einem zwei Dinge vom Highland Park: Der Rauchgeschmack, den man wie gewohnt auch noch nach Stunden wahrzunehmen meint, und ein sehr trockenes Mundgefühl, welches nach einem Glas Wasser schreit.

Fazit

Der Highland Park 12 Jahre ist ein recht unkomplizierter, dabei aber angenehmer Whisky. Mich wundert es nicht, dass er eine große Fanbasis in der Whiskygemeinschaft hat. Für regelmäßige Whiskytrinker und -genießer punktet er durch seine Drinkability. Das ist ein Whisky, den man sich auch ohne einen großen Anlass eingießen kann, um einen gemütlichen Abend zu genießen. Das ist toll, dafür ist der Highland Park perfekt.

Aber auch Einsteigern, die noch nicht das Wunder von Scotch kennen gelernt haben, kann man ruhigen Gewissens einen Dram einschenken. Der Rauch ist nicht überfordernd und hinterlässt keinen Geschmack von Teer im Mund, sondern bereichert den gesamten Eindruck des Whiskys. Die Sherryfässer, in denen der Whisky reifte, hinterlassen ihre ganz eigene Note, die man erforschen kann. Wobei ich mir vorstellen kann, dass es für eine ungeübte Zunge recht schwierig sein dürfte, hinter dem Rauch noch großartig und gezielt Aromen wahrzunehmen. Aber ich glaube, das wichtigste, was man einem Einsteiger mithilfe des Highland Parks vermitteln kann, ist die Vielfältigkeit des Scotchs. Serviert an einem Abend einen Whisky aus der Speyside zusammen mit dem Highland Park und schaut selbst, wie unterschiedlich sie doch sein können.

Allen Lobpreisungen zum trotz, mir persönlich ist der Whisky zu wässrig. Der Laphroaig Quarter Cask hat zum selben Preis deutlich mehr Pfiff und Pfeffer, ist dabei aber auch deutlich rauchiger. Das muss man mögen, sonst ist man beim Laphroaig falsch. Der zusätzliche Pfiff kann durchaus an den vielen Prozenten liegen, die der Laphroaig mit 48% Alkohol mehr hat, denn Alkohol ist für die Aromen der Geschmacksträger. Daher sind für viele Leute auch Abfüllungen in Fassstärke interessant. Wer allerdings nicht so stark rauchige Whiskys mag, oder wem die fehlenden Prozente nicht stören, der kann ruhigen Gewissens zum Highland Park 12 Jahre greifen.

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