Denkt mal an Frankreich und etwas zu Trinken. Was fällt einem da ein? Weine aus Bordeaux, Burgund und Sauternes, sowie natürlich aus der Champagne. Dann brennen sie noch Cognac und etwas unbekannter Armagnac. Und im Norden? Da brennen sie Calvados! Und den Calvados Château du Breuil V.S.O.P. habe ich heute verkostet.
Bevor Calvados gebrannt werden kann, muss zuerst das Ausgansmaterial hergestellt werden, und zwar Cidre. Cidre ist ein aus vergorenen Äpfeln gewonnener Apfelwein; Calvados ist also schlussendlich ein Apfelbrand. Cidre aus Frankreich kann man sogar hier in Deutschland kaufen, aber verwechselt es bitte nicht mit „Cider“. In Amerika bezeichnet Cider einfach Apfelsaft, in Europa bekommt man unter dem Namen ein alkoholisches Getränk, welches aber dennoch eher an Apfelschorle erinnert.
Französischer Cidre hat einen eigenen, charakteristischen und oft etwas herberen Geschmack. Natürlich gibt es auch süßen Apfelwein, ich persönlich tendiere aber deutlich zu der trockenen und dadurch auch etwas alkoholhaltigeren Version. Probiert euch mal durch, aber achtet darauf, dass der Cidre wirklich aus Frankreich stammt.
Wenn man diesen Cidre nun brennt, erhält man einen klaren Brand, aber noch keinen Calvados. Damit sich das Ergebnis Calvados nennen darf, muss der er zuvor noch in Holzfässern ausgebaut werden. Dasselbe Prinzip findet man auch beim Whisky. Nur wird Whisky eben aus Getreide und der Calvados aus Äpfeln und manchmal sogar aus Birnen gebrannt.
Der Château du Breuil V.S.O.P. lagerte für 4 Jahre in solchen Fässern, bevor er trinkreif und auf 40% Alkohol verdünnt in den Handel kam. Etwas über 20€ muss man für eine Flasche ausgeben, dafür bekommt man folgendes geboten.
Verkostung des Calvados Château du Breuil V.S.O.P.
Der Calvados präsentiert sich in einer goldenen Farbe. Im Glas bilden sich ansehnliche Schlieren.
Was mir dann aus dem Glas entgegen weht, lässt mich erst mal inne halten! Ein wunderschöner, winterlicher Geruch, sehr komplex und vielschichtig. Natürlich sollte ein Calvados hauptsächlich nach Äpfel riechen, aber dazu riecht dieser auch nach Zimt, Bratäpfeln, Karamell, Vanille, Gebäck, Apfelkuchen und Orangenschalen. Dazu erkennt man auch die Ähnlichkeit zu trinkfertigem, herbem Cidre aus Frankreich (Ich meine damit nicht amerikanisches Cider!) und das Holz von der Fasslagerung wieder. Die Kopfnote ist außerdem frisch und alkoholisch geprägt. Zum Glück verfliegt diese Alkoholnote nach kurzer Stehzeit.
Am Gaumen fällt er dann doch leicht ab. Er wirkt etwas flach und es macht sich ein leicht verwässerter Eindruck breit. Der Antrunk ist deutlich von der französischen Eiche geprägt, die, da reich an Tanninen, etwas robust herüber kommt. Auch eine leichte alkoholische Schärfe kann man schlecht weg diskutieren. Zu schmecken sind hauptsächlich Äpfel, Apfelkuchen, Karamell und Vanille. Dabei ist er gar nicht so süß wie erst gedacht. Das Unternehmen Alko, welches in Finnland das Monopol auf den Alkoholverkauf hat, hat sogar nur ganze 7 Gramm Zucker pro Liter gemessen. Man kann auch sagen, der Château du Breuil V.S.O.P. kommt im Geschmack nicht ganz an den vielschichtigen Geruch in der Nase heran. Ja, ich weiß, das ist meckern auf (sehr) hohem Niveau.
Der Abgang ist sehr lang, jetzt doch mit einer angenehmen Süße. Es begleiten einem auch hier die Eindrücke von Holz, Äpfel, Karamell und Vanille. Ganz zum Ende hin wird der Calvados etwas bitter.
Fazit
Wow, ein toller Calvados für einen tollen Preis. Auch wenn im Bezug auf den Geschmack vielleicht noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht wurde, zeigt der Château du Breuil V.S.O.P. eindrücklich auf, wie viel man von einem guten Calvados erwarten kann. Für mich in der Winterzeit ein toller Tipp mit gutem Preis-Leistungsverhältnis. Ich freue mich darauf, irgendwann auch mal die älteren Varianten zu probieren.
Meine guten Vorsätze fürs neue Jahr? Mehr Calvados trinken. Ihr solltet es vielleicht auch tun.