Supermarkt-Spirituosen im Test

Im Test: Nikka Yoichi Single Malt (Japanischer Whisky)

Yoichi Whisky

Wenn man auf japanischen Whisky schaut, denken wohl die ersten an Yamazaki und an die Whiskys von Suntory. Das kann man ihnen nicht verdenken, Suntory ist ein Global Player und einer der größten Spirituosenhersteller der Welt. Aber auch im Schatten der Riesen kann die Konkurrenz gedeihen, denn allein in Japan wird die Whiskywelt nicht nur von Suntory beherrscht.

Nikka ist (nach Suntory) einer der größten Whiskyhersteller in Japan und auch hierzulande geläufig. Am bekanntesten ist Nikka wohl für ihre Blends, gleich dahinter kommen ihre Single Malts. Der heutige Whisky ist die Standardabfüllung aus der Yoichi Brennerei (gehört ebenfalls zu Nikka) aus dem gleichnamigen Dorf Yoichi, gelegen im hohen Norden auf Hokkaido.

Die Brennerei Yoichi und damit auch die Firma Nikka wurde 1934 von dem Japaner Masataka Taketsuru gegründet. Taketsuru half zuerst dem heutigen Suntory die erste Whiskybrennerei in ganz Japan überhaupt zu gründen, bevor er sich dann in Yoichi selbstständig machte. So ist Taketsuru, der das Handerk natürlich in Schottland lernte, damit nicht nur der Gründungsvater von Nikka und Yoichi, sondern auch der gesamten japanischen Whiskyindustrie.

Leider hat auch Nikka nicht unendlich viele alte Whiskys auf Lager. So werden auch sie gezwungen den Mangel an älteren Destillaten durch das Beimischen von jüngerem Whisky auszugleichen. Als Resultat gibt es dann Whiskys wie diese, welche ohne Altersangabe auf den Markt geworfen werden. Diese Flasche mit 180 Millimeter Inhalt brachte ich mir aus meinem letzten Urlaub in Japan mit. Schmecken wir doch mal rein, was Nikka so auf den Kasten hat.

Verkostung des Nikka Yoichi

Wenn ich den Geruch zusammenfassen müsste, er besticht vor allem durch seine Milde. Zärtlich steigt eine Rauchnote auf, dazu etwas Vanille und Salz. In diese Mischung gliedern sich jetzt noch helle Früchte, vor allem Äpfel ein. Dann ist schon Schluss. Das hört sich jetzt nach wenig an, ist aber vollkommen ausreichend! Der Whisky ist harmonisch und ausgewogen, die Nuancen ergänzen sich. Das alles wird vom Alkohol getragen, der in keinster Weise negativ auffällt oder gar stört. Nein, weniger als die 45% Alkohol hätten es nicht sein dürfen, sonst wäre er doch zu mild und nichtssagend.

Auf der Zunge ist der Whisky viskos und weich, im Geschmack dafür mild und süß. Ich schmecke wieder leichten Rauch und Salz, aber auch Eiche aus der Lagerung im Holzfass. Der Yoichi ist fruchtig mit Anklängen von Apfelkompott mit Vanillesauce. Abhängig von meiner Tagesform schmecke ich deutlich Lavendel heraus. Auch hier wieder recht wenig komplex, dafür hervorragend strukturiert. Der Speichelfluss wird langsam angeregt, eine leichte Bitterkeit konterkariert die Süße. Der Alkohol brennt in keinster Weise. Aber auch diesem Whisky merkt man, ähnlich wie dem Yamazaki Distiller’s Reserve seine Jugend an.

Der Abgang wird vor allem von Rauch und der leichten Bitterkeit getragen. Dazu gibt es noch Holzrauch und Apfelkompott, und je nachdem auch Lavendel und Parfüm.

Fazit

Ein besseres Beispiel kann mir nicht einfallen um zu zeigen, dass ein Whisky nicht komplex sein muss, damit er gut ist. Ich möche das jetzt nicht klein reden. Natürlich ist Komplexität erstrebenswert, sowohl von den Destillateuren als auch von uns Kunden. Aber man muss auch beachten, dass eine gewisse Vielfältigkeit erst mit einem gewissen Alter entstehen kann. In Japan sind die Lager leer gekauft, alter Whisky ist Mangelware.

Als Ausgleich für sein recht junges Alter punktet der Yoichi, typisch japanisch, mit Harmonie und Ausgewogenheit. Wir haben hier Rauch und Frucht, Süße und Bitterkeit. Diese Verwebung von Aromen ist wunderbar und in dieser Schlichtheit hervorragend. Der Whisky ist wenig tiefschichtig und dabei doch befriedigend. Zusammengefasst, der Yoichi ist eine Empfehlung wert, wäre da nicht das Preisschild von 65€. Das ist eine Menge Holz. Da sollte man sich dann vielleicht doch überlegen, ob man nicht etwas mit mehr Alter und Komplexität aus einem anderen Land nimmt, als diesen doch recht jungen Japaner.

Wenn ich allerdings vor die Wahl gestellt werde und ich mich für einen japanischen Whisky aus dieser Preisklasse entscheiden müsste: Mit Kusshand würde ich lieber diesen Yoichi Single Malt nehmen als den mit 80€ teureren Yamazaki Distiller’s Reserve von letzter Woche. So viel dazu.

1 Kommentar zu “Im Test: Nikka Yoichi Single Malt (Japanischer Whisky)

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